ZEITmagazin: Frau Hain, Sie sind mit 21 Jahren Mutter geworden, als Sie noch Regie an der Filmhochschule studierten. Sind Sie ein Familienmensch?

Jeanette Hain: Eigentlich bin ich ein ziemlicher Eremit. Tatsächlich aber hatte ich immer meine Kinder um mich, erst meinen Sohn und dann meine Tochter, die jetzt neun ist. Das würde ich auch immer wieder genauso machen, aber trotzdem habe ich irgendwann gemerkt, dass ich Alleinsein und Stille auch zu schätzen weiß.

ZEITmagazin: Was ist das Gute an der Stille?

Hain: Dass diese Gedankengespenster, die einen manchmal tragen, aber manchmal auch jagen, zur Ruhe kommen. Schon morgens auf dem Weg ins Bad rattert die Gedankenmaschine los. Der Druck, das und das und auch noch das zu machen. Man versieht sich dann mit so vielen Fragezeichen: Warum bin ich jetzt nicht da oder dort? Warum schreibe ich jetzt nicht? Warum setze ich mich nicht mit diesem Buch auseinander? Warum habe ich mich noch nicht für die Flüchtlinge engagiert? So viele Baustellen, von denen man den Anspruch hat, sich um sie kümmern zu müssen. Man will parallel ganz viel. Aber es ist besser, immer nur eine Sache zu machen. Wenn du das Bad putzt, putzt du nur das Bad. Da denkst du nur an die Fliesen und den Schaum. Wenn einem das gelingt, ist das toll. Dann kann man darin so viel Erfüllung finden wie in Dreharbeiten.